Nimmt Briefgestöber Manuskripte an?

Ab und an werde ich angeschrieben oder angesprochen, ob ich für meinen Verlag neue Manuskripte suche. Ich fühle mich geehrt, über das entgegengebrachte Vertrauen, aber es ist nur fair, wenn ich das meiste ungelesen ablehne.

 

 

Auch wenn mir die Arbeit sehr viel Spaß macht und ich seit vier Jahren erfolgreich meinen Verlag etabliert habe, ist es sinnvoller, den Weg über Literaturagenturen zu gehen oder direkt gestandene Publikumsverlage anzuschreiben. Es reicht nicht aus, ein Buch nur auf den Markt zu bringen, damit es gekauft wird.

Um es erfolgreich zu vertreiben, muss viel mehr getan werden. Angefangen bei Lektorat, Covergestaltung, Druck und Lagerhaltung, müssen die Bücher ihren Weg in die Läden finden und entsprechend beworben werden.

Der Onlinehandel ist dabei die einfachste Variante, aber wie bekommt man die potentiellen Kunden dazu, auf ein Buch aufmerksam zu werden? Reicht es, soziale Netzwerke mit Buchtipps und Like-Wünschen zu füttern?

 

Wenn man wie ich ein Nischenprodukt auf den Markt bringt, dann stehen die Chancen schon besser. Als 2009 „Der Weg zum Kur-Erfolg“ erstmals erschien, gab es kein vergleichbares Buch.

Bei Krimis, Thrillern, Liebesromanen, Fantasy etc. sieht die Lage schon anders aus. Wie soll man sich aus der Masse der Neuerscheinungen abheben, wenn kein erfahrener Verlag dahinter steht und den Titel entsprechend bewirbt?

 

Seit ich in der Buchbranche unterwegs bin, habe ich die unterschiedlichsten Aussagen in diesem Zusammenhang gehört. Das reichte von „Wenn kein nennenswerter Verlag dahinter steht, ist das Buch nichts wert“ bis hin zu „Verlage sind heutzutage vollkommen überflüssig, man kann das alles selbst machen“.

 

Für die Selbstmacher stellen sich folgende Fragen:

 

-       - Habe ich ein gutes und qualitativ hochwertiges Produkt und eine realistische Einschätzung des zu erwartenden Erfolgs?

 

-       - Habe ich das Zeug dazu, mich mit allen Anforderungen auseinanderzusetzen, mir Marketingstrategien auszudenken und konsequent umzusetzen? Weiß ich, welche Zielgruppe ich ansprechen muss?

 

-       - Habe ich das Kapital, Lektorat/Korrektorat, Covergestaltung, Satz, Druck und Pressearbeit selbst zu finanzieren? Kann ich das finanzielle Risiko eingehen?

 

-       - Habe ich ausreichend Freizeit, um mich um alles zu kümmern? Inklusiver Warenversand an die Händler?

 

-       - Habe ich einen anständigen Lagerraum für die Ware?

 

-       - Und habe ich tatsächlich Spaß daran, all das selber zu machen? Oder nimmt es mir die Zeit, die ich eher zum Schreiben benötige?

 

Natürlich kann all das jeder leisten, der darin eine spannende Herausforderung sieht und nicht dem Fehlglauben anheim fällt, garantiert den nächsten Bestseller in den Händen zu halten. Erfolg besteht fast immer aus einer Mischung aus Fleiß, Qualität und Glück. Letzteres ist meist sogar der entscheidendste Faktor.

Ich warne vor Schnellschüssen, nur weil man so lange an einem Werk gearbeitet hat und für die Zielgerade keine Puste mehr hat. Wichtig ist, dass man sich nicht entmutigen lässt und immer wieder kritisch schaut, ob man etwas optimieren muss, wenn man eine Ablehnung erfahren hat. Als Autor hat man in der Regel eine enge emotionale Bindung an sein Werk, aber für Verlage ist es letztendlich ein Produkt, das wirtschaftlich beurteilt werden muss.

 

Und was wissen wir über Produkte?

 

-       - Die Verpackung muss ansprechend sein

-       - Die Qualität muss überzeugen

-       - Es muss Anreize schaffen, damit es Interesse weckt

 

Wenn wir eine Schokolade auspacken, und als erstes eine graue Schicht auf der Süßigkeit sichtbar wird, werden wir sie kaum essen.  Ein stinkendes Haarwaschmittel benutzen wir nicht. Eine Zeitung ohne Schlagzeilen kaufen wir nicht.

 

Wenn also die Entscheidung ansteht, ob aus einem Hobby eine Profession werden soll, dann ist es unumgänglich, sich mit dem Handwerk und anderen Kriterien auseinander zu setzen. Wie bewirbt man sich bei Agenturen oder Verlagen, wie schreibt man ein Exposé etc.

 

Wenn Sina Beerwald, Thomas Finn, Markus Heitz oder Boris Koch auf Lesereise sind, dann kommen in den anschließenden Fragerunden unter anderem immer wieder Fragen aus dem Publikum, die sich um genau diese Themen drehen. Angefangen bei der Ideenfindung bis hin zur Verlagssuche. Ich habe etlichen Lesungen beigewohnt, anfänglich ohne eigene Erfahrungen in diesen Bereichen, inzwischen als interessierte Fachfrau.

Und genau aus diesen Fragerunden wurde die Idee für das Seminar „Grundlagen des professionellen Schreibens“ geboren und 2012 und 2013 erfolgreich umgesetzt.

 

Die bisherigen Teilnehmer wussten zwar grob, was an den drei Tagen thematisiert werden würde, aber die Art und Weise unseres Seminars ist schwer in Worte zu fassen.

Offenheit und Transparenz sind die Schlüssel zu dem erfolgreichen Programm. Die vier Autoren plaudern ihre unterschiedlichen Arbeitsweisen ohne Vorbehalte aus, verwenden Elemente aus ihren Romanen als Anschauungsmaterial und lassen dabei keine Fragen offen. Ziel ist es, den Teilnehmerinnen/ Teilnehmern das kompakte Wissen zu vermitteln, damit sie sattelfest an die Arbeit gehen können. Bei dieser Gelegenheit werden auch ein paar Mythen und falsche Vorstellungen aus dem Weg geräumt.

 

Das Feedback hat uns so sehr in unserer Arbeit bestärkt, dass 2014 neben dem Grundlagenseminar auch ein Workshop angeboten wird. Markus Heitz verzichtet wie jedes Jahr auf sein Honorar und spendet es für je einen freien Platz im Seminar und Workshop, auf die sich angehende Autoren über die Homepage bewerben können.

 

Zu den meisten Teilnehmern haben wir immer noch Kontakt und verfolgen gespannt, wie es schriftstellerisch bei ihnen weitergeht. Ob man am Ende auf Verlagssuche geht oder alles in Eigenregie auf den Markt bringen will, ist jedem selbst überlassen, solange man ein richtig gutes Buch in den Händen hält.

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