Das kleine Horror-Interview mit Boris Koch

Lieber Boris, Drachen, Horror, Jugendliche und Hasen – wenn man die Lesermeinungen so durchliest, sieht man, dass Du vielseitig begeistern kannst. Was für Geschichten schreibst Du am liebsten?

 

Wenn du so fragst: über jugendliche Horrorhasen, die heimlich Osterdrachen züchten … Nein, im Ernst, es gibt kein „am liebsten“ für mich. Ich schreibe Unterschiedliches, weil ich Unterschiedliches schreiben will, weil mich unterschiedliche Themen beschäftigen, weil mich unterschiedliche Ideen anspringen, weil ich mich mit Dunklem und mit Schönem auseinandersetzen will. Weil ich manchmal lachen will und manchmal fluchen.

In den Romanen verbinden sich diese unterschiedlichen Punkte auch immer mal. Natürlich geht es beispielsweise im aktuellen Kaninchenrennen vorrangig um eben dieses Rennen, in dem Zehnjährige mit ihren Kaninchen gegeneinander antreten, es geht um Sport und Freundschaft, um veraltete Traditionen und verkrustete Strukturen. Alles spielt in einem abseitigen Städtchen, in dem es einen großen Betrieb gibt: die Schauerwerke, die Figuren für Geisterbahnen herstellen. Und so schleicht sich mein Horrorfaible auch in einen humorvollen Roman über Kinder. Drachen sind aber keine drin ...

 

 

Derzeit liest Du als Juror des Seraph-Preises allerhand phantastische Texte anderer Autorinnen und Autoren, das bedeutet wohl, dass Du das Manuskript Deines neuen Romans pünktlich abgegeben hast. Worauf dürfen wir uns 2016 freuen?

 

Ich lese eigentlich jeden Tag, wenigstens ein paar Seiten, von demher findet das Schreiben und das Lesen immer auch parallel statt. Trotzdem habe ich tatsächlich pünktlich abgegeben …

Da der Roman aber noch nicht offiziell angekündigt ist, bleibe ich noch ein wenig kryptisch, und sage nur, folgende sieben Dinge und Wesen spielen auf jeden Fall eine - größere oder kleinere - Rolle: der Schatz eines Toten, Phantoms Ring, ein glücksbringender Hacky Sack, vier fluchende Papageien, der Mond, ein verbotenes Ohrloch und Pflastersteine in der Schultasche.  

 

Eine Deiner Geschichten in AUS DUNKLEN FEDERN 2 trägt den Titel Im Haus des toten Clowns, dabei muss ich sofort an Es von Stephen King denken, weil er mir mit jenem Buch Clowns ein für alle Mal mit Horror verbunden hat. Schließt Du Dich dem Kollegen King an und zeigst uns noch andere grauenhafte Seiten der bunten Gesellen?

 

Die Verbindung zwischen Clown und Stephen King ist natürlich naheliegend, doch ist mein Clown weniger zentral als Pennywise in Kings großartigem Es und auch ganz anders inspiriert. Genau genommen könnte man sogar sagen, ich zeige sehr viel weniger als King, denn meine Geschichte handelt im Kern von „unerzählten“ Geschichten. Von Geschichten, „die sich wie Geister an die Welt klammern“, um einfach direkt aus der Story zu zitieren. Und ich habe auch noch einen toten Förster und ein Abitreffen, nicht nur den Clown ...

 

Was fasziniert Dich am meisten beim Schreiben schauriger Geschichten?

 

Das kann ich nicht allgemeingültig für alle meine dunklen Geschichten sagen, aber vermutlich geht es mir häufig um die Reaktion des Einzelnen auf eine Bedrohung, der Umgang mit Ängsten oder Wut. Macht man beispielsweise mit beim Mob, hält sich raus oder stellt man sich ihnen entgegen? Der innere Kampf also und Verführung im weitesten Sinne, bevor es dann auch zum „äußeren“ Kampf kommt.

Schreibend Grenzen ausloten – was nicht zwingend bedeutet, dass es um möglichst drastische Schilderungen geht. Phantastik gibt einem die Möglichkeit, ins Extrem zu gehen: Zombies etwa sind die ultimative hirnlose Masse. Rausch wird mit Dionysos zur Raserei. Rituale, Sehnsüchte, das Böse, Trauer, alles kann personifiziert werden und ist damit in einem „reineren“ Maß vorhanden als üblicherweise in der Wirklichkeit. Und das ist einfach spannend.

 

Weitere Informationen über Boris Koch und seine Arbeit findet Ihr hier: www.boriskoch.de

 

www.lesehappen.de


Weitere Interviews


 

   

 

Christian von Aster

 

   

 

Thomas Finn

 

 

Markus Heitz 

 

   

 

Hanka Jobke

 

  

 

 

Tommy Krappweis

 

   

 

Thomas Lisowsky

 

   

 

Kai Meyer

Kommentar schreiben

Kommentare: 0